Eine Schulstunde geiht dat op Platt

Mona Berger unterrichtet Erstklässler in der Minderheitensprache an der Dr.-Gerlich-Schule

Trappenkamp. „Wat is dat?“, fragt Lehrerin Mona Berger die Erstklässler, die vor ihr auf dem Boden hocken. Gemeinsam wollen sie gleich die Vogelhochzeit singen – auf plattdeutsch. Dazu müssen sie natürlich erst einmal wissen, wie die verschiedenen Arten op Platt heißen. „Kiewitt“ nennt Mona Berger die niederdeutsche Version von Kiebitz, „Gös un Anten“ sind das Federvieh, das nachher als Musikanten auftreten soll.

Seit einem halben Jahr gehört eine Stunde Plattdeutsch zum Pflichtunterricht in der Dr.-Gerlich-Schule. „Wir haben einen Antrag beim Land gestellt und sind als eine der Schulen ausgewählt worden, die zusätzliche Lehrerstunden dafür bekommen“, erläutert Mona Berger. Plattdeutsch sei ja nun als Minderheitensprache per EU-Konvention geschützt.

Für die Kinder bedeutet die Einführung in die Heimatsprache Holsteins eine Stunde mehr pro Woche. „Bei einer Stunde kann man natürlich nicht erwarten, dass die Kinder sich nach einem halben Jahr schon richtig auf Plattdeutsch unterhalten können“, relativiert die Lehrerin. Aber man habe ja bis zur vierten Klasse Zeit, kontinuierlich Wortschatz und Sprachgefühl aufzubauen. Um die Kinder an die Sprache zu gewöhnen, spricht Mona Bartel im Unterricht großenteils auf Platt. Reicht der Hinweis „nu aber ganz liesen un still“ nicht, wird schon mal ein Ordnungsruf auf Hochdeutsch erteilt.

Bei den Eltern habe die Einführung zuerst für Unsicherheit gesorgt. „Hellhörig wurden sie, als ich erzählte, dass Plattdeutsch ähnlich ist wie Dänisch, und dass man dadurch im Norden des Landes gute Berufsaussichten habe durch die Nähe zu Dänemark.“

Mona Berger kommt selbst aus Goldelund in Nordfriesland. Sie spricht seit ihrer Kindheit platt. „Aber nur mit den anderen im Dorf. Bei meinem Eltern musste ich hochdeutsch sprechen.“ Wie viele Eltern, wollten sie den schulischen und beruflichen Erfolg ihrer Tochter nicht durch Rückfall ins Plattdeutsche gefährden.

Zeiten, in denen Plattdeutsch die Handelssprache in ganz Europa war, sind vorbei. Aber interessant findet die Lehrerin schon, dass in ihrer Klasse nun Kinder aus vieler Herren Länder die alte Sprache sprechen, die einst so einen großen Kulturraum verband. Zehn Kinder in der Klasse 1b kommen aus Familien, die ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands haben. Kosovo, Russland, Syrien, Polen … zählen die Kinder auf. Das ist aber gar nicht unbedingt hinderlich, berichtet die Lehrerin. „Ich habe beobachtet, dass es diesen Kindern sogar leichter fällt, die plattdeutschen Wörter zu lernen.“

Und so wird man wohl in Trappenkamp bald öfter mal Geschichten aus Kindermund von Peer un Muus, Farken und Swienigeln hören. der

entnommen aus der KN vom 26.03.2015 mit Genehmigung von Herrn Dreessen

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