Schüler beherrschen das Radfahren nicht mehr

Trappenkamp. Mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren war vor wenigen Jahren noch etwas ganz Normales. Inzwischen ist dieser Herausforderung längst nicht mehr jedes Kind gewachsen, berichtet Lehrerin Anne Gräßmann. In der Dr.-Gerlich-Schule lernen die Jungen und Mädchen der ersten und zweiten Klassen daher im Sportunterricht den Umgang mit dem Drahtesel.

Möglich ist das Projekt, weil die Kreisverkehrswacht auf Anregung der Lehrerin der Schule 15 Fahrräder geschenkt hat, die helle Reifen haben. „So hinterlassen sie beim Fahren und Bremsen keine Spuren auf dem Hallenboden“, erklärt Anne Gräßmann.

Dreimal im Jahr haben die Schüler die Chance, einige Wochen lang im Sportunterricht zu strampeln statt zu turnen. Das Training sei eine wichtige Voraussetzung, um auf der Straße heil durchzukommen, sagt Anne Gräßmann. „Erst, wenn die Schüler das Gerät beherrschen, können sie die Straßenverhältnisse und das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer berücksichtigen.“ Oder anders gesagt: Wer alles Augenmerk darauf verwendet, nicht vom Rad zu fallen, kann nicht auch noch auf die Vorfahrt achten.

15 bis 20 Schulstunden pro Jahr sind veranschlagt. Lehrerin Karin Butzlaff hat schon Fortschritte bei den Schülern festgestellt. Diejenigen, die kürzlich durch die Halle fuhren und damit schon die zweite Trainingsperiode durchliefen, seien schon deutlich sicherer als beim ersten Mal, sagte sie.

Das Gleichgewicht zu halten und einen Parcours zu absolvieren, klappte schon ganz gut bei der Klasse von Karin Butzlaff. Aber als es daran ging, das Gefährt per Rücktrittbremse zum Stehen zu bringen, scheiterten viele Schüler. Mal bremsten sie trotz klarer Ansage dann doch lieber, indem sie die Füße in den Turnhallenboden drückten, mal zogen sie an der Handbremse. „Nicht mit der Vorderradbremse bremsen“, warnte die Lehrerin. „Sonst überschlägt sich das Fahrrad.“

Auch das Aufsteigen will gelernt sein. Normalerweise steige man ja von der Seite des Ständers auf, aber das sei für Kinder gefährlich. „Dazu müssten sie auf der Straße stehen.“

Eigentlich, findet Karin Butzlaff, wäre es ja Aufgabe der Eltern, den Kindern das Fahrradfahren beizubringen. „Aber viele Eltern kümmern sich überhaupt nicht darum.“

Was der Radfahrunterricht bringt, wird man sehen, wenn die Schüler beim landesweiten ADAC-Fahrradwettbewerb teilnehmen.

Von Detlef Dreessen

Segeberger Zeitung vom 12. März 2016, Veröffentlichung genehmigt von Detlef Dreessen

 

 

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